Die Welt zu Gast in Salzburg by PETER MITTERMAYR & HANS SPATZENEGGER
Autor:PETER MITTERMAYR & HANS SPATZENEGGER
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Anton Pustet
veröffentlicht: 2009-11-15T00:00:00+00:00
Paul Klee
„Stätte der bedeutendsten Mozart-Heiligtümer“
Paul Ernst Klee (1879-1940), einer der markantesten und einflussreichsten Maler der Klassischen Moderne, angesiedelt am Schnittpunkt von Intellekt und Imagination, gehört mit seinen künstlerischen Ausdrucksformen zum großartigsten Phänomen der deutschen Kunst im 20. Jahrhundert. Kenner billigen ihm dieselbe Weltgeltung zu wie Pablo Picasso. Klee hat nicht nur ein umfangreiches bildnerisches Œuvre hinterlassen, sondern auch – in einer beachtlichen Sprachbeherrschung – detailreiche Tagebücher und sehr viele Briefe, von denen allein die familienbezogenen zwei starke Bände ergeben.
Daraus ist zwar nur ein einziger Salzburg-Besuch ersichtlich, aber wenigstens drei der hiesigen Bewohner hat er gut leiden mögen bzw. deren Lebensart geschätzt: zwei Kommilitonen im nahen München und den Genius Loci dieser Stadt – nicht ganz abwegig für einen, der beinahe Musiker geworden wäre. „Mozarts angeborener musikalischer Humor“ ließ diesen zu einem seiner Lieblingskomponisten werden. Nicht einmal nahe Verwandte kommen in Klees Briefen so oft vor wie Wolfgang Amadeus Mozart, nämlich sechzigmal (dazu werden fünfzig seiner Werke mehrfach erwähnt; allein „Figaros Hochzeit“ 26 Mal!). Dabei ist die ausführliche Korrespondenz mit einer Klavierstudentin, einer gewissen Lilly Stumpf, die seine spätere Frau wurde, nicht unwesentlich. Sogar aus Rom schreibt er ihr, dass er sich nach seinem Mozart sehnt.
Im Zuge seiner Lehr- und Wanderjahre stieß Klee also 1899 auch nach Salzburg vor: „Mit der Post nach Großvätersitte“ über Burghausen und Freilassing. „Zum ersten Mal stand ich nun ganz auf mich selber angewiesen in der Fremde, im Ausland“, übertreibt der Zwanzigjährige etwas in seinem Tagebuch. Immerhin lebte der gebürtige Schweizer schon seit einiger Zeit in München, wo er sich als Kunstschüler auf die Akademie-Klasse Franz von Stucks vorbereitete. Auf der ferienbedingten Heimreise sollte diesmal unbedingt noch Salzburg einbezogen werden. „Salzburg ist ja großer Fremdenort“, rechtfertigt er sich dem Vater gegenüber. „Salzburg verspricht mir speziell sehr viel, es ist ja bekanntlich die Stätte der bedeutendsten Mozart-Heiligtümer.“ Klee hatte, besonders vom Vater gefördert, eine Violin-Ausbildung genossen. Nur mit Mühe und Mutters Hilfe war seinerzeit dann die Entscheidung zugunsten der Bildenden Kunst gefallen. Dabei hatte sich der angehende Student in München mit einem älteren „Salzburger Kollegen“ angefreundet: Max Freiherr von Blittersdorff, der mit ihm die Kunstschule Heinrich Knirr besuchte. „Der wird mit mir reisen und dafür sorgen, dass mich niemand über die Ohren haut“, beruhigte Paul Ernst die Eltern. Eigentlich handelt es sich beim genannten Baron um keinen waschechten Salzburger: Aus Niederrheinischem Adel stammend war sein Vater als k. k. Legationsrat in Salzburg gelandet. Maximilian Maria Ludwig Ottokar – so der vollständige Name Blittersdorffs jun. – hatte folglich als „k. k. Lieutnant“ des Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59, des hiesigen Hausregiments, gedient und hier abgerüstet. Quartier hatte er beim Cafetier Georg Ettmayer, Markartplatz 1, bezogen, im Geburtshaus des großen Salzburger Physikers Christian A. Doppler. Später ließ sich Max von Blittersdorff in München zum „Akademischen Maler“ ausbilden.
Im Jahr davor war Klee mit einem weiteren Salzburger, Georg Mayer, näher bekannt geworden, „die fröhlichste Haut, die es gibt“. Dieser hatte vom Jus-Studium zur Malerei – „so ziemlich ohne Talent“– umgesattelt, und strebsam war er auch nicht gerade: „Um ½ 11 Uhr lag er noch tief in den Federn.
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